Ein Swiss Fund als Beitrag zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit

Das typische Schweizer exportorientierte kleine oder mittlere Unternehmen (KMU) lebt von der Qualität und Innovationskraft der Produkte und Dienstleistungen. Durch die Stärke des Frankens sehen sich immer mehr KMU gezwungen, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern und die Ausgaben für

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Das typische Schweizer exportorientierte kleine oder mittlere Unternehmen (KMU) lebt von der Qualität und Innovationskraft der Produkte und Dienstleistungen. Durch die Stärke des Frankens sehen sich immer mehr KMU gezwungen, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern und die Ausgaben für Forschung und Entwicklung zu reduzieren. Gleichzeitig treten neue Wettbewerber aus Schwellenländern auf den Markt, mit unschlagbaren Preisen und stetig wachsender Qualität. Was ist zu tun? Direkte Subventionen nach dem Giesskannenprinzip sind erwiesenermassen ineffektiv. Bestehende Unterstützungsinstrumentarien wie die Exportrisikogarantie, die Technologie- und Innovationsförderungsmassnahmen der KTI oder die Aussenwirtschaftsförderung durch die Osec haben bis anhin wirksam Hand geboten. In Anbetracht der grundlegenden Natur der Herausforderungen braucht es ergänzend aber auch neuartige Lösungsansätze.

Gegenwärtige Herausforderung als Chance

Während viele Schweizer KMU immer verzweifelter an der Kostenschraube drehen und beschränkt Möglichkeiten haben, langfristig orientiert in Wachstum zu investieren, liegt viel Kapital brach. Die Idee des Swiss Fund setzt bei diesem Paradox an. Der Swiss Fund würde mit zweckgebundenem Kapital Beteiligungen an erfolgreichen Firmen im Ausland aufbauen, die jene technologischen und marktstrategischen Kompetenzen aufweisen, die Schweizer KMU zum nachhaltigen Wachstum brauchen, und diese mit Schweizer KMU in konföderalen Netzwerken integrieren. In diesem Sinn wäre der Swiss Fund urschweizerisch: Die einzelnen Unternehmen würden als autonome Einheiten agieren, die gleichzeitig in ein internationales Netzwerk eingebunden wären.

Die Auswahl der Beteiligungen würde sich dabei nach strengen Kriterien richten. Erstens müsste eine Übernahme den Bedürfnissen einer Vielzahl von wettbewerbsfähigen Schweizer KMU entsprechen. Zweitens wäre der Swiss Fund komplementär zu verstehen, das heisst in Ergänzung zu existierenden Dienstleistungsangeboten oder individuellen Allianzen und Übernahmen. Drittens müsste die Übernahme wirtschaftlich sinnvoll und wertschöpfend sein.

Um das Wirkungsfeld zu vergrössern, stünde der Fund neben privaten Kapitalgebern grundsätzlich auch öffentlichen Institutionen offen, falls sich eine Beteiligung in Einklang mit dem Verfassungsauftrag und, im Fall der Schweizerischen Nationalbank, ihrer Unabhängigkeit gestalten liesse (NZZ 18. 10. 11 oder 21. 1. 12). Das grundsätzliche Ziel ist aber ein «Staatsfonds ohne Staat», das heisst ein Beteiligungsfonds, der Schweizer KMU nachhaltig in ihren Wachstumsbestrebungen unterstützt, aber nicht vom Staat gesteuert wird.

Zusammenfassend sprechen folgende betriebswirtschaftliche, volkswirtschaftliche und renditetechnische Argumente für den Swiss Fund. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht würde die Wettbewerbsfähigkeit der am Netzwerk angeschlossenen Schweizer Firmen nachhaltig gestärkt. Von volkswirtschaftlicher Bedeutung ist, dass durch die gezielte Internationalisierung der Wertschöpfung für die Schweiz komparativ vorteilhafte Bereiche wie Holding-Management oder Forschung und Entwicklung gezielt ausgebaut werden. Aus Anlegersicht bieten die zurzeit relativ attraktiven Einstiegschancen aufgrund des starken Schweizerfrankens Aussicht auf interessante Renditen. Zudem ergäbe sich für Investoren die einzigartige Gelegenheit, in einen Beteiligungsfonds zu investieren, der auf dem Vertrauen in die Schweizer KMU aufbaut.

Natürlich gibt es bei diesem Konzept Risiken, die nicht ignoriert werden sollten. Ordnungspolitisch könnte der Vorschlag auf den ersten Blick als Eingriff ins freie Wirtschaften ausgelegt werden (NZZaS 5. 2. 11). Die Einbindung vornehmlich privater Geldgeber, strikte Governance-Leitlinien sowie das klare Profil der anvisierten Beteiligungen wirken solchen Bedenken entgegen. Aus finanzwirtschaftlicher Sicht besteht bei jeder Übernahme die Gefahr, zu viel zu bezahlen.

Die gegenwärtige Stärke des Frankens, ein klares Beteiligungsprofil sowie die langfristige partnerschaftliche Ausrichtung des Swiss Fund böten hier entscheidende kompetitive Vorteile. Risikotechnisch birgt der Swiss Fund wie jede andere Investition auch das Risiko von Volatilität und, im schlimmsten Fall, Wertverlust. Diesem Einwand könnte mit einem professionellen Fund-Management und wirksamer Corporate Governance begegnet werden.

Wie wäre der Swiss Fund organisiert? Die kommerziell orientierten Industrie-Subfunds würden einer Stiftung unterstehen, die über eine klar definierte Mittelverwendung und den Umgang mit möglichen Zielkonflikten wachen würde.

Governance als Erfolgsfaktor

Der Stiftungsrat wäre aus kompetenten, engagierten und integren Persönlichkeiten zusammengesetzt, welche die nötige internationale Erfahrung mit Erfolgsausweis aus den Bereichen Innovation, Unternehmensentwicklung sowie Finanz-und Risikomanagement mitbrächten. Getrennt von der strategischen Aufsicht durch den Stiftungsrat, würde ein kleines professionelles Führungsteam sehr eng mit den jeweiligen Industriezweigen und Unternehmen zusammenarbeiten, um relevante Beteiligungen zu identifizieren, zum Abschluss zu bringen und als Teile des Partnerschaftsnetzwerks zu steuern.

Auch wenn der Swiss Fund momentan nur eine Ideenskizze darstellt, gibt es gute Gründe, das Konzept weiter zu konkretisieren. Wenn es allen Beteiligten gelingt, die gegenwärtige Situation auch als Chance zu betrachten, kann eine einzigartige Grundlage geschaffen werden, um die Zukunftsfähigkeit der Schweiz nachhaltig zu stärken.

Hans Altherr ist Ständeratspräsident (Appenzell Ausserrhoden, fdp.), Michael Hilb ist Lehrbeauftragter, Universitäten Freiburg und St. Gallen, Harry Korine ist Adjunct Professor, Insead, und Gerhard Pfister Nationalrat (cvp., Zug).